Am 16.Januar 1970 erblickte ich - unter sehr widrigen Witterungsverhältnissen - im Schleswiger Krankenhaus die Welt. Mein Vater war, anders als heutzutage, nicht bei der Geburt anwesend (Klaus Brechts Vater übrigens auch nicht). Er hat sich jedoch sofort nach Eingang der wehenträchtigen Nachricht auf den Weg von Sollerup nach Schleswig gemacht, um seinen dritten Sohn - später waren wir vier - zu begutachten. Nach einigen Kilometern Fußmarsch durch Schneegestöber, kam er per Anhalter weiter und traf unbeschadet im Krankenhaus ein. Seine Strapazen sollten bei meinem Anblick belohnt werden! Meine unterschiedlich großen Ohren bemerkte derzeit noch niemand.

Später war es der Postbote, der in den Kinderwagen blickte und meinte: "Bi de is ja een Ohr grötter as dat annere?!." Meine Mutter schob den Postboten beiseite, schaute mich kurz an und ging dann ohne weitere Kommentare ihres Weges. So wuchsen ich und meine Ohren langsam und stetig zu einem Solleruper Jungen heran.

Bei Cowboy- und Indianerspielen verspürte ich schon recht früh meine Sehnsucht nach Freiheit und Ungebundenheit, so dass ich im Alter von 20 Jahren und nach abgeschlossener Maurerlehre mein Bündel packte und auf Wanderschaft ging. Nach über drei Jahren Tippelei mit reichlich Erlebnissen im In- und Ausland, machte ich mich auf den Heimweg. Die Unruhe und das Fernweh jedoch blieben. Nach einem Jahr und nachgeholtem Fachabitur schnürte ich wieder mein Bündel und reiste ein weiteres Mal nach Südamerika. Ohne Arbeit und mit nicht gerade Unmengen an Geld musste dieser Aufenthalt jedoch nach ca. drei Monaten abgebrochen werden und es ging wieder nach Sollerup.

Was nun? Erstmal studieren und schauen was passiert. Nach viereinhalb Jahren Studium und nachfolgender Arbeit in Hamburg und Berlin packte mich diesmal nicht das Fernweh, sondern das Heimweh und ich kehrte zurück nach Sollerup - dem Ausgangspunkt.

Jetzt wohne ich mit meiner Frau und unseren beiden Kindern in Nordfriesland. Zur Schauspielerei, die mir übrigens schon in der Kindheit sehr viel Spaß machte, bin ich dann eher wieder zufällig gekommen. Um Geld für den Kindergarten Immenstedt aufzutreiben, habe ich mich daran gesetzt, den komödiantischen Monolog "Alleen in de Sauna" einzuüben. Nach mehreren Auftritten in Gasthöfen begann die Spinnerei, dieses Stück doch mal im Husumer NordseeCongessCentrum aufzuführen - zum Glück mit Erfolg. Viermal durfte ich mit "Alleen in de Sauna" dort auf der Bühne stehen.

Danach folgte "Mahltied", ein Theaterstück über die Esskultur, das ich vom Hochdeutschen ins Plattdeutsche übersetzt habe. Während der Aufführungen von "Mahltied" bin ich auf die Figur des Klaus Brecht gekommen und habe angefangen, mein erstes eigenes Stück über einen Plattdeutschen Cowboy zu schreiben. So entstand "Allns packt?!...is doch nich to Enn wenn man Doot is". Mit dem ich in Husum, Schleswig, Heide, Bredstedt, Flensburg und Glücksburg aufgetreten bin.

Meine skurillen Gedanken sind mir zum Glück nicht ausgegangen, so dass nun "Frank Willich (geb. Schröder)" auf der Bühne steht und aus seinem Leben als Hausmann erzählt.  

Jörg Hansen